Metabolic Balance und vegane Ernährung - Ist das vereinbar?

24.09.2019

Das Ernährungskonzept Metabolic Balance basiert auf den neuesten wissenschaftlichen Kenntnissen. Eine ovo-lacto-vegetarische bzw. eine lacto-vegetarische Ernährungsform unter Berücksichtigung der Grundprinzipien und Regeln von Metabolic Balance kann man sehr gut praktizieren, ohne eintönig zu werden oder die optimale Nährstoffzufuhr zu gefährden. Eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung bietet eine ausreichende Anzahl an eiweißhaltigen Nahrungsmitteln. Kritische Nährstoffe wie Vitamin B12, Calcium, Eisen, Zink oder Omega 3-Fettsäuren werden gut über pflanzliche Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte oder Eier gedeckt.

Bei einer rein veganen Ernährung, bei der nur pflanzliche Lebensmittel verzehrt werden, bedarf es einer guten Kombination der Lebensmittel um möglichst alle Nährstoffe abzudecken. Dabei ist es nicht wirklich möglich, die Regeln von Metabolic Balance einzuhalten. Hierzu gehört unter anderem „pro Mahlzeit nur ein Eiweiß“ oder auch, dass wir Lebensmittel mit einer niedrigen glykämischen Last bevorzugen.

In der veganen Ernährung werden gern Pseudogetreidearten mit Nüssen oder Milchersatzprodukten (Mandel-, Hafermilch-, Reismilch) kombiniert, um zum einen ein möglichst hochwertiges Eiweiß mit hoher biologischer Wertigkeit zu erhalten und zum anderen liefern Pseudogetreidearten eine Vielzahl an Mineralstoffen und Vitaminen. Diese Pseudogetreidearten wie Quinoa, Amaranth oder Hirse sind ernährungsphysiologisch sehr wertvoll, weisen jedoch eine hohe glykämische Last auf und sind für die Anfangsphase bei Metabolic Balance ungeeignet.

Vitamin B12 ist ein Nährstoff, mit dem Veganer häufig schlecht versorgt sind. Das liegt vor allem daran, das Vitamin B12 vorwiegend in tierischen Produkten oder in milchsauer vergorenem Gemüse (Sauerkraut, fermentierte Sojaprodukte) zu finden ist.

Gerne werden Lupinenprodukte oder Sanddorn als Vitamin B12-Quelle angepriesen. Diese sind jedoch keine verlässlichen Quellen, da es bei dem Inhaltsstoff um sogenannte Analoga handelt. Das heißt, es ist ein Pseudovitamin B12, das zwar eine ähnliche chemische Struktur wie Vitamin B12 aufweist, aber nicht dieselbe Wirkung entfaltet, wie sich in Laborversuchen gezeigt hat. Daher ist zu einer Supplementierung von Vitamin B12 bei Veganern durchaus zu raten.
Eine solche Empfehlung von Nahrungsergänzungsmitteln entspricht nicht der Philosophie von Metabolic Balance. Mit unserer Ernährungsweise streben wir an, alle benötigten Vitalstoffe ausschließlich über die Ernährung zuzuführen. Da wir eine ausreichende Nährstoffversorgung ohne Nahrungsergänzungen bei Veganern nicht gewährleisten können, stellen wir keine Ernährungspläne für diese Ernährungsform aus.

Weitere Informationen zur veganen Ernährung - gesund oder eher nicht?

Immer mehr Menschen verzichten auf tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milch und Eier. Die Gründe hierfür sind unterschiedlicher Natur. Neben verschiedenen Unverträglichkeiten und Allergien werden häufig auch ethische oder weltanschauliche Gründe angeführt. Massentierhaltung, Fließbandschlachtung, Viehtransporte, Legebatterien und die Fleischskandale tragen ebenso dazu bei, dass der Appetit auf Fleisch und tierische Produkte verloren geht.

Das Wissen um die gesundheitlichen Auswirkungen einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise beruht auf wissenschaftlichen Untersuchungen.
Die weltweit erste große Vegetarierstudie war die Adventist Mortality Study (Kohortstudie), die im Jahr 1960 mit ca. 15.000 Teilnehmern in den USA durchgeführt wurde über einen Zeitraum von 26 Jahren.
 Die erste und einzige Kohortenstudie*, die in Deutschland durchgeführt wurde, ist die Vegetarierstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums (Heidelberger Vegetarierstudie). Dabei wurde in einem Zeitraum von 1978 bis 1999 der Einfluss verschiedener Ernährungsweisen auf die Sterblichkeit untersucht.
Fast alle weiteren in Deutschland durchgeführten Studien mit Vegetariern oder Veganer waren Querschnittsstudien** , z.B. die Gießener Vegetarierstudie (abgeschlossen 1985) oder die Deutsche Vegan-Studie (abgeschlossen 1995).
Querschnittsstudien können nicht klären, wie sich eine vegetarische Ernährungsweise langfristig auf den Gesundheitsstatus und das Krankheitsrisiko auswirkt. Hierzu sind prospektive Kohortenstudien erforderlich, die Teilnehmer mit unterschiedlichem Ernährungsverhalten über einen möglichst langen Zeitraum beobachten.

Adventist Health Study 2

Die 2002 begonnene Adventist Health Study 2 ist die weltweit größte Studie mit Vegetariern. Ziel der Untersuchung ist der Zusammenhang zwischen Ernährungsweise und der Häufigkeit chronischer Erkrankungen sowie der Sterblichkeit. An der Studie nehmen über 96.000 Siebenten-Tags-Adventisten***
aus den USA und Kanada teil. Die Teilnehmer sind zwischen 30 und 112 Jahre alt, etwa 65 % sind weiblich. Die Teilnehmer verteilen sich auf fünf Gruppen: Fleischesser (etwa 45.200), Selten-Fleischesser (5.900), Fischesser (11.000), Lakto-Ovo-Vegetarier (30.500) und Veganer (4.100).

Die wichtigsten Ergebnisse bisher:

  • Der BMI steigt von Veganern über Lakto-Ovo-Vegetarier, Fischesser und Selten-Fleischesser bis hin zu den Fleischessern kontinuierlich an.
  • Ein ebenso steigender Trend zeigte sich für die Blut-Cholesterinwerte sowie das Risiko für Diabetes Typ 2, Bluthochdruck und Metabolisches Syndrom.
  • Das Diabetesrisiko von Veganern und Lakto-Ovo-Vegetariern war halb so hoch wie das der Fleischesser.
  • Veganer hatten im Vergleich zu Fleischessern ein 50 % niedrigeres, Lakto-Ovo-Vegetarier ein etwa 15 % niedrigeres Risiko für Bluthochdruck.
  • Bei Lakto-Ovo-Vegetariern zeigte sich ein geringfügig niedrigeres Gesamt-Krebsrisiko (− 7 %) gegenüber Nicht-Vegetariern, bei Tumoren des Verdauungstrakts lag das Risiko von Lakto-Ovo-Vegetariern 24 % niedriger.
  • Veganer wiesen ein um 16 % niedrigeres Risiko für alle Krebsarten auf und ein 34 % niedrigeres Risiko für frauenspezifische Krebsarten.
  • Veganer und Lakto-Ovo-Vegetarier nahmen weniger gesättigte Fettsäuren auf, verzehrten mehr Gemüse und Obst sowie Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index (wie Hülsenfrüchte und Nüsse).
  • Veganer haben im Vergleich zu Fleischessern, Fischessern und Lakto-Ovo-Vegetariern ein 30 % höheres Risiko für Osteoporose-bedingte Knochenbrüche; dies gilt jedoch nur für Veganer mit sehr niedriger Kalziumzufuhr (< 525 mg/Tag).
  • Vegetarier haben im Vergleich zu Fleischessern ein niedrigeres Risiko für Divertikulose (Ausstülpungen der Dickdarmwand) und Katarakt (grauer Star).
  • Veganer haben die höchste Zufuhr an Kohlenhydraten, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Ballaststoffen, an den Vitaminen B1, C und E, Folat sowie den Mineralstoffen Magnesium und Eisen (die Bioverfügbarkeit des pflanzlichen Eisens ist jedoch deutlich geringer).
  • Gleichzeitig nehmen Veganer am wenigsten Protein, Fett und gesättigte Fettsäuren, Vitamin A, D und B12 sowie Kalzium und Zink auf.
  • Blutproben (689 Teilnehmer) zeigten, dass 52 % der Veganer, 7 % der Lakto-Ovo-Vegetarier und 0,5 % der Nicht-Vegetarier Vitamin-B12-Serumwerte unterhalb des Normbereichs aufweisen.

Insbesondere, die potentiell kritischen Nährstoffe, wie Vitamin B12, Jod, Calcium, Eisen, Zink und Omega 3-Fettsäuren sind es, die den Kritiker der veganen Ernährungsform ausreichend Argumente liefern, sich gegen eine vegane Kost zu entscheiden.

Veganer sind mit vielen Nährstoffen jedoch besser versorgt als die „Mischköstler“, insbesondere bei Beta- Carotin, Vitamin C und Vitamin E, aber auch bei einigen B-Vitamine wie Folsäure, Biotin, außerdem Magnesium und Ballaststoffen.

Die Lebensmittelindustrie hat längst das Potenzial erkannt das in dem Boom der veganen Ernährung liegt und dementsprechend werden gezielt Lebensmittel angeboten, die diesen Bedarf decken sollen.

In den letzten beiden Jahren ist der Verkauf von veganen Produkt um ca. 40 % gestiegen. Dabei handelt es sich vorwiegend um Fleischersatz-Produkte, aber auch Käse-, Milch- und Eiersatzprodukte sind mittlerweile erhältlich.

Was ist dran an den neuen veganen Produkten?

Die veganen Produkte werden häufig mit einer Reihe von Zusatzstoffen, wie Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Aromastoffe, Verdickungsmittel und Konservierungsstoffe angereichert um die Produkte geschmacklich und optisch attraktiv zu machen und um den Original Fleisch-, Milch oder Käseprodukte nahe zu kommen.

US-amerikanische Wissenschaftler haben z.B. ein Rührei für Veganer entwickelt, das kein tierisches Eiweiß enthält. Es besteht aus einer Mischung von elf proteinhaltigen Pflanzen, die sich beim Erhitzen verfestigt. Dabei handelt es sich vor allem um Hülsenfrüchte.

Die in Deutschland erhältlichen Ei-Ersatzprodukte bestehen vorwiegend aus Mais-, Kartoffelstärke oder auch Tapiokamehl und werden mit Wasser angerührt.
Neuerdings werden auch verstärkt Lebensmittel und Non-Food-Artikel, wie Zahnpasten mit Vitamin B12 angereichert um einem etwaigen Vitamin B12-Defizit vorzubeugen. Doch dieses zugesetzte Vitamin B12 in Lebensmittel, kann vom Körper teilweise gar nicht aufgenommen werden, weil es in einer nur schwer umwandelbaren Form vorliegt.
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*Kohortenstudien werden eingesetzt, um den Zusammenhang zwischen verschiedenen Ernährungsweisen (z. B. vegan, lakto-ovo-vegetarisch und Mischkost) und dem Erkrankungsrisiko gesunder Personen zu untersuchen. Dabei werden die Teilnehmer zu Beginn der Studie entsprechend ihrer Ernährung in verschiedene Gruppen (Kohorten) eingeteilt, die sich in möglichst vielen Merkmalen gleichen (z. B. Geschlechter- und Altersverteilung, Bildungsstand, Einkommen). Die Teilnehmer werden zu Beginn der Studie (Baseline) und während des Studienzeitraums (meist mehrmals) untersucht (Follow- up). Je größer die Probandenzahl und je länger die Beobachtungsdauer, umso aussagekräftiger sind die Ergebnisse. Anhand von Kohortenstudien lässt sich die Bedeutung verschiedener Ernährungsmuster für das Auftreten von Erkrankungen bzw. den Erhalt der Gesundheit beurteilen.
**Mit Querschnittsstudien lassen sich Ernährungs- und Gesundheitszustand einer oder mehrerer möglichst repräsentativer Untersuchungsgruppen (z. B. Vegetarier und Fleischesser) zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmen. Hier kann beispielsweise die durchschnittliche Nährstoffzufuhr, die Nährstoffversorgung im Körper oder die Häufigkeit bestimmter ernährungsabhängiger Erkrankungen untersucht werden. Querschnittsstudien liefern eine Momentaufnahme der untersuchten Messwerte und erlauben deshalb nur sehr eingeschränkte Aussagen über kausale Zusammenhänge
***Siebenten-Tags-Adventisten sind Mitglieder einer protestantischen Freikirche, die sich für einen gesundheitsfördernden Lebensstil ausspricht. Die meisten Adventisten sind Nichtraucher und trinken keinen oder nur wenig Alkohol; etwa die Hälfte der Adventisten lebt vegetarisch. Aufgrund der insgesamt gesünderen Lebensweise und der homogenen Zusammensetzung eignet sich die Gruppe der Adventisten besonders dafür, die Auswirkungen verschiedener Ernährungsweisen auf die Gesundheit bzw. die Krankheitsentstehung zu untersuchen.

Quellen:
1. Chang-Claude J, Hermann S, Eilber U, Steindorf K (2005): Lifestyle determinants and mortality in German vegetarians and health-consious persons: results of a 21-year follow-up. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 14 (4), 963-8
2. Tantamango-Bartley Y, Jaceldo-Siegl K, Fan J, Fraser G (2013): Vegetarian diets and the incidence of cancer in a low-risk population. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 22 (2), 286-94
3. Tonstad S, Butler T, Yan R, Fraser GE (2009): Type of vegetarian diet, body weight, and prevalence of type 2 diabetes. Diabetes Care 32 (5), 791-6, 2009
4. Key TJ, Appleby PN, Spencer EA, Travis RC et al. (2009): Cancer incidence in vegetarians: results from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC-Oxford). Am J Clin Nutr 89 (5 Suppl), 1613S-1619S
5. Rizzo NS, Sabaté J, Jaceldo-Siegl K, Fraser GE (2011): Vegetarian dietary patterns are associated with a lower risk of metabolic syndrome: the adventist health study 2. Diabetes Care 34 (5), 1225-7
6. Crowe FL, Appleby PN, Travis RC, Key TJ (2013): Risk of hospitalization or death from ischemic heart disease among British vegetarians and nonvegetarians: results from the EPIC-Oxford cohort study. Am J Clin Nutr 97 (3), 597-603

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